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Synoptische Gegenüberstellung der drei ältesten Berichte

 

Zunächst folgt hier eine synoptische Gegenüberstellung der drei wesentlichen Berichte über das Kölbigker Tanzwunder aus dem 11. bis Anfang 12. Jahrhunderts. Zwei dieser Berichte geben sich als Berichte von Teilnehmern des unglückseligen Tanzes zu erkennen, während der dritte Bericht die Form einer nüchternen Überlieferung hat und der Bericht des Theodericus (Schröder: Fassung II.) eine eher erzählerisch-literarische Form aufweist.

 

  Synoptische Gegenüberstellung der drei ältesten Berichte über das Kölbigker Tanzwunder
 

Bericht des Othbert
(Schröder: Fassung I)

Der „Bericht des Theodericus“
(Schröder: Fassung II)

Bericht vom Kölbigker Tanzwunder aus der
Handschrift Paris, BNM Ms. lat. 9560
(Schröder: Fassung III)

0

„Erzählung über das in dem Land Sachsen zur Zeit des Erzbischofs Heribert von Köln geschehene Wunder.

“Von einem von dem Schrecken und Joch des Tanzes befreiten Ankömmling:

Nachdem diese [anderen Wunder] also getreulich erzählt sind, sollen wir einige weitere [Ereignisse] unserer Zeit behandeln. Diese erzählen wir frei heraus, damit das Gesehene und Gehörte umso leichter erfahren werden mag.

 

1

(1) Ich Sünder mit Namen Othbert: Wenn ich auch meine Sünde verstecken wollte, wäre doch die Unruhe meines Blutes und die Bewegung meiner Glieder ein Zeichen. Auf dass jeder wisse, weshalb es sich ereignet habe, und damit mir Gott zu Ehren ein Almosen gegeben werde, lege ich [es] geordnet vor für jene, die es lesen wollen.

   

 

 

Der römische Weltkreis kannte und die heutige Jugend erinnert sich an Menschen, die nach göttlichem Willen von einer neuartigen Unruhe der Körper geschlagen wurden und überall hin unter den Völkern herumzogen, von denen vier uns zu Gesicht gekommen sind und andere bis jetzt überlebt haben können. Zunächst widmen wir die Erzählung dieser Neuigkeit der geliebten Jungfrau Christi Edgith, durch die ein Beteiligter dieses Unglücks namens Theodericus denkwürdigerweise geheilt wurde.

Nachdem er durch viele Länder und viele heilige Gebetshäuser geirrt war und viele Meere durchmessen hatte, war dieser auch ins englische Britannien und ebendort zur Zeit des Königs Edward zu der angemessenen Bewunderung gekommen und hatte endlich die fromme Basilika der Ruhe der heiligen Edgith erreicht. Und einige Ungebildete hatten begonnen, diesen Menschen wie einen Wahnsinnigen zu fürchten; selbst die geheiligten Jungfrauen [hatten begonnen], die Strafe eines solchen Unglücks zu beweinen. Aber jener erläuterte mit bemerkenswerter Klugheit seinen Fall und zog zum Beweis aus dem Ranzen ein Schreiben über jenen Reigen, dass der Bischof Bruno von Toul selbst mitten in der Stadt diktiert hatte, der später als Papst Leo [IX.] das heiligste Licht unserer Zeit entzünden sollte. Dies ist der bedenkenswerte Inhalt dieser Beschreibung oder Erzählung.

 

2

(Gegeben ist dies im Jahre nach der Geburt des Herrn 1021 in der vierten Indiktion unter der Regierung Heinrichs II.)          Abschnitt 32, (1)

(… Kaiser Heinrich, …)

Abschnitt 20, (3), 1. Halbsatz 
Abschnitt 32, (1)
                      
 

Im Jahr der Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus 1018, in der 15. Indiktion,

 

Wir waren achtzehn, fünfzehn Männer und drei Frauen, in der Ortschaft Colbizce [Kölbigk] in Sachsen, wo der heilige Magnus sein Martyrium erlitten hat. Die wir am heiligsten Fest der Geburt des Herrn nach Vollendung des Morgens an der Feier der Messe hätten teilnehmen sollen, führten wir vom Teufel bewegt im Kirchhof Reigen auf.

„In der lichtbringenden Nacht der Geburt des Herrn, in der das Licht der Welten geboren wurde, kamen wir zwölf Genossen in Eitelkeit und Verrücktheit zusammen an dem Ort, der Colebecca [Kölbigk] genannt wird, in der Kirche, die dem heiligen Magnus und seiner Schwester, der heiligen Buccestra, geweihet ist.

 

an dem Ort namens Colebeke [Kölbigk], wo die Reliquien des Märtyrers Magnus in der Kirche aufbewahrt werden, traten genau in der Nacht der Geburt unseres Herrn und Heilands Jesus Christus im Hof derselben Kirche [Leute] auf, die Spielen und Frivolitäten hingegeben waren und Reigen und Tänze ins Werk setzten.

Es waren 27,

   

(…in den Reigen unserer Unrecht- mäßigkeit …)

Abschnitt 5, (1), Satz 1, 3. Halbsatz

(…und beginnen unseren Reigen    der Unordnung.)     Abschnitt 5, (1)

 
3

(Ich Sünder mit Namen Othbert …)

Abschnitt 1, 1. Satz

 

 

 

 


(Es war jedoch von den drei Frauen eine die Tochter des Priesters namens Mersint.)    Abschnitt 11, (1) 

 

(Diese versuchte ihr Bruder namens Johannes…)       Abschnitt 11, (2)

Unser Anführer war Gerlevus, und auch die anderen zwölf sind um der größeren Glaubwürdigkeit willen hier zu erwähnen, so also wurden sie genannt: Theodericus, Meinoldus, Odbertus, Bouo, Gerardus, Wetzelo, Azelinus, Folpoldus, Hildebrandus, Aluuardus, Benna, Odricus.


(… die zwei jungen Schwestern Mersuind und Wibecyna, …)

Abschnitt 5, (1), Satz 1, 1. Halbsatz

 

deren Namen diese sind: Ötelrihc, Hereman, Thiederihc, Meinnolf, Gerolf, Gerlahc, Martin, Lamber?th, Heinrich, Wezel, Fritherich, Arnolt, Johan, Siuuart, Hezzel, Amelrich, Alret, Buouo, Wunekin, Berenarth, Bio, Wilhelm, Gerarth, Vocco, Adelolt, Walthelm, Mersuit, die die einzige Frau unter den anderen war,
 

4  

Was zögern wir, unser Unglück zu schildern? Das einzige Ziel unseres verdammenswerten Zusammen- kommens war, dass wir einem unserer Genossen in Hochmuth und Missbrauch ein Mädchen rauben wollten, die Tochter des Pfarrerpriesters Rodbert. Das Mädchen aber hieß Ava [Aua].  

Nicht die Erinnerung an die jungfräuliche Geburt des Herrn, nicht die an den christlichen Glauben, nicht die Ehrerbietung des ganzen fromm zur Kirche strömenden Volkes, nicht das

Hören des Gotteslobes aus dem Mund des Ausrufers mäßigte unsere Unverschämtheit von einer solchen Schärfe.

 

 

 

 

 

 

 

die alle die selbige hochheilige Weihnacht nicht mit der geschul- deten Ehrerbietung würdigten.

5

 

 

 

 

 

 

 



(…führten wir vom Teufel bewegt im Kirchhof Reigen auf.)

Abschnitt 2, Satz 2, 2. Halbsatz

 

(1) Wir schickten die zwei jungen Schwestern Mersuind und Wibecyna, die diejenige, auf die wir als Beute lauerten, als Gleiche durch Gleiche von der Kirche in den Reigen unserer Unrechtmäßigkeit locken sollten. Was ist leichter als dieser Vogelfang? Wie ein Vögelchen im Netz wurde Ava [Aua] herangeführt. Bouo empfing die Ankömmlinge, der sowohl an Alter sowie an Dummheit der Erste war. Wir fassen uns an den Händen und beginnen unseren Reigen der Un- ordnung. Gerlev, der Anführer unserer Raserei, beginnt, indem er das fatale Lied anstimmt:

(2) Bouo ritt     durch den grünen Wald;

er führte heim die schöne Mersuind:

Was stehen wir?         Warum gehen wir nicht?

(3) Nach einem solchen gauk- lerischen Beginnen geschah uns Unglücklichen Gottes gerechtes Urteil. Denn dieses Lied wieder- holten wir für ein ganzes Jahr Tag und Nacht kreisend. Was mehr?

 
6

Der Priester mit dem Namen Ruthbertus hatte schon mit der ersten Messe begonnen, aber ach! So sehr wurde er durch unsere Gesänge behindert, dass es selbst die heiligen Worte übertönte.

Als die nächtlichen Gebete beendet sind, zur ersten Messe, bei der ganzen geschuldeten Verehrung zur Nachtzeit, wird begonnen. Mit lautem Getöse toben wir, als wollten wir mit unserem Chor die Diener Gottes und das Lob Gottes übertönen.

Als aber der Priester des Herrn sich zum Zelebrieren der Heiligen Messe angeschickt hatte
 

(…am heiligsten Fest der Geburt des Herrn nach Vollendung des Morgens an der Feier der Messe …)

Abschnitt 2; Satz 2, 1. Halbsatz

(… Pfarrerpriesters Rodbert.)

Abschnitt 4; Satz 2, 3. Halbsatz


(… der Priester Rodbertus …)

Abschnitt 25, (2)

 
7 Von dieser Störung bewegt kam er zu uns, uns ermahnend, dass wir von diesem Werk ablassen und in die Kirche eintreten sollten. Als er dies vernommen hat, geht der Priester vom Altar zur Tür der Kirche und fleht uns mit erhobener Stimme an, dass wir der Gottheit die Ehre geben und nach christlicher Sitte zur heiligen Messe eintreten. und sie zur andächtigen Mitfeier einlud,
8 Doch von uns verschmäht

Weil aber aus verhärtetem Herzen niemand Ruhe geben und hören wollte, …

missachteten sie seinen Vorschlag und wollten ihm nicht Folge leisten.

Und da er zum zweiten und dritten Mal zu Ihnen hinausging und [seine Aufforderung] wiederholte, antwor- teten sie, dass sie keinesfalls um der Messe willen aufhören wollten, bevor nicht ihr Lied beendet sei.

9

war dies sein Wunsch:

(Von dieser Störung bewegt …)

Abschnitt 7, 1. Halbsatz 

(1) flehte der Priester im heiligen Zorn Gottes durch den heiligen Märtyrer Magnus die Vergeltung auf uns herab und sprach:

Von Zorn bewegt sagte da der Priester:

 

„Weil ihr Gottes durch mich, seinen unwürdigen Diener, [ausgespro- chene] Gebote nicht würdigt und nicht zulasst, den Gottesdienst vor den Augen des Volkes zu zelebrieren,

  “Hoffentlich müsst ihr so Ruhelosen aus der Allmacht Gottes und Kraft seines heiligen Märtyrers Magnus ein Jahr singend verbringen.“

(2) „Von diesem Dienst sollt ihr kraft Gottes fürderhin nicht weichen.“

bewirke Gott durch die Verdienste seines heiligen Märtyrers Magnus, dass ihr ein ganzes Jahr nicht weichen sollt von dem Platz, wo ihr Euch bewegt, und nichts anderes sprechen sollt, als ihr gerade im Munde habt.“
10  

(…flehte … im heiligen Zorn Gottes … die Vergeltung auf uns herab …)

Abschnitt 9, (1)

(…, die durch die göttlichen Geißeln vor der Verderbnis bewahrt worden war, …)

Abschnitt 25, (1), Satz 3

Die noch nicht den Gebeten Gottes und seines Priesters gehorchen wollten, verdienten sich so die Vergeltung der Geißel Gottes.

      Und so vortrefflich der Märtyrer Gottes schon dem Namen nach herausragt, so großartig leuchteten die Zeichen seiner Bewunderung.
 

Wir aber verhöhnten seine Worte und setzten unseren Gesang fort.

Er sprach es, und schon band uns der gesprochene Satz, so dass keiner von uns von dem Vorhaben zurücktreten, keiner sich vom anderen lösen konnte.  
11

(1) Es war jedoch von den drei Frauen eine die Tochter des Prie- sters namens Mersint.

Aber der Priester schickte seinen Sohn Azo, dass er die entführte Ava [Aua], seine Schwester, aus unserer Mitte in die Kirche führe.

Nach den vorstehenden Worten ging der Priester zu seiner Tochter, die auch mit den anderen den Reigen führte, und ergriff sie am Arm, um, wenn es ginge, sie mit sich zu ziehen und in die Kirche zurückzuführen.  
  (2) Diese versuchte ihr Bruder namens Johannes auf Befehl des Vaters am Arm aus dem Reigen herauszuziehen.

Doch er hatte uns nicht so leicht lösbare Fesseln angelegt, und zu langsam kam seiner Tochter Heil ihm wieder in den Sinn. Es geht jener wie vom Vater befohlen und zieht die Schwester an der ergriffenen Hand.

 
12

(1) Aber sogleich fiel der Arm vom Körper ab, und dennoch floss kein Tropfen Blut.

Ein in den Zeiten unerhörtes Wunder: Der ganze Arm folgt, und als er ihn im Gelenk abgerissen hat, fällt er [den Arm] in der Hand ziehend von selbst nach hinten, während jene [die Tochter] mit ihrem restlichen Körper unauf- löslich dem Reigen der Genossen angehört.

Welcher [Arm] sofort so leicht folgte, als ob er in keiner Weise dem Körper verbunden gewesen wäre,

 

(2) Und was wundersam zu erzählen ist:

Und aufs äußerste wird dieses bedeutendere Zeichen gesteigert,

so aber, was wundersam zu er- zählen ist,

 

(… und dennoch floss kein Tropfen Blut.)              Abschnitt 12, (1), (s.o.)

indem nach dem Ausreißen des Armes nicht auch nur ein Tropfen Blut herausfließt.

dass weder Blut herausfloss noch sie [die Tochter] irgendeine Ver- letzung spürte.

13   So bringt der Sohn seinem Vater die beweinenswerte Last, er bringt ein Glied der Tochter, abgerissen wie ein Ast von einem Baum, während der restliche Körper zurückbleibt, mit dieser Erwägung: „Ach, Vater, schau: Dies ist meine Schwester, dies ist deine Tochter, die du mir herzuholen befohlen hast.“  
14  

Da bestattete jener betrübt und zu spät seines Fluches reuend allein den Arm seiner überlebenden Tochter. Wunder werden durch Wunder entschädigt: Am folgenden Tag findet er das begrabene Glied nach oben geworfen.

Als dieses geschehen war, verwunderte er [der Priester] sich selbst, trug den ergriffenen Arm in die Kirche, um ihn nach vollzogenem Gottesdienst der Erde zu übergeben.

Aber gewissermaßen von göttlicher Kraft [bewegt,] gelangte jener mit höchster Geschwindigkeit wie ein Vogel mitten in den Kreis des Reigens und begann sich dort wie ein Aal herumzuwälzen.

   

Wiederum bestattet er es, wiederum findet er es am nächsten Tag ausgegraben. Ein drittes Mal vergräbt er es, ein drittes Mal findet er es dennoch am nächsten Tage herausgeworfen. Einen weiteren Versuch fürchtend, bringt er den Arm in die Kirche.

Nach Vollzug der Messe ergriff man den Arm erneut und wollte ihn der Erde übergeben, aber jener kroch nichtsdestoweniger wie Würmer aus der Erde und kehrte erneut in die Mitte des Reigens zurück, und blieb dort, solange das Jahr andauerte.

15

Sie fuhr ohne den Arm für das Jahr mit uns fort zu singen und die Füße zu benutzen, wie der Priester erfleht hatte.

Wir hören [derweil] zu keinem Zeitpunkt auf, tanzend zu kreisen, die Erde mit den Füßen zu treten, bejammernswertes Klatschen [Tanzen?] und Springen zu voll- führen und ebenjenes Lied zu wiederholen.

Aber beinahe immer ergreift [uns] die Rückkehr unseres Liedes, [der] wir weder widerstehen noch [unsere Verbindung] wechseln können:

Was stehen wir?         Warum gehen wir nicht?

Gemäß göttlichem Willen erfüllten sich die von dem Priester gesprochenen Worte. Das ganze Jahr verbrachten sie in jenen Gesängen und Tänzen.
16  

Aber dergestalt war uns keine andere Art der Dinge gegeben, dass wir, was auch immer an menschlichen Notwendigkeiten anfällt, nicht taten und nicht erlitten.

 
17

(So haben wir in jenem ganzen Jahr nicht gegessen und nicht getrun- ken …)          Abschnitt 29, (1), Satz 1

(… und nicht geschlafen und kein Regen hat uns gestört.)                                                Abschnitt 29, (1), Satz 1

(Nichts haben wir gefühlt, nichts hat uns gefehlt, als wir ohne Sinne sangen.)      Abschnitt 29, (1), Satz 2

Tatsächlich nämlich aßen wir in jenem ganzen Jahr unserer erzwungenen Heerfahrten nicht, noch tranken wir noch schliefen wir; sondern wir spürten weder Hunger noch Durst noch Schläfrigkeit noch irgendein anderes fleißiges Be- dürfnis. Tag und Nacht, heißer Sommer und eisiger Winter, Unwetter, Überflutungen, Schnee und Hagel und alle Wechsel des Wetters erreichten uns überhaupt nicht; noch wurden wir durch die Dauer des Regens ermüdet.

Weder aßen sie noch tranken sie,

 


(… sie verspürten keinen Hunger).                   Abschnitt 22, 2. Halbsatz

noch fühlten sie Frost oder Hitze,

18

(… unsere Nägel und Haare wuch- sen nicht in dem üblichen Maße, ...)             Abschnitt 29, (3), 2. Halbsatz

(Unsere Kleider und unsere Schuhe nutzten sich nicht ab, …)                                   Abschnitt 29, (3), 1. Halbsatz

(… , sondern wie wir begonnen hatten, blieben wir für ein ganzes Jahr bewusstlos.)                                          Abschnitt 29, (3), 3. Halbsatz

Weder unsere Haare noch unsere Nägel wuchsen.  

Auch wurden unsere Kleider nicht verschlissen

ebenso hatten sie keine Risse in ihren Schuhen oder anderen Kleidern,

19 Nach Ablauf von sechs Monaten waren wir daher bis zu den Knien in der Erde verschwunden. Als nach einem Jahr dieselbe heiligste Geburt des Herrn wiederkehrte, führten wir unseren Kreisreigen bis zur Hüfte in der Erde versunken fort.   bis zum Nabel gingen sie in die Erde hinein
20  

So barmherzig war die Strafe, so wohltuend quälte uns die überirdische Sanftmut.

Welche Länder hat diese Geschichte nicht erreicht! Welches Volk, welche Nation eilt nicht zu diesem Spektakel?

(3) Selbst der allerchristlichste Kaiser Heinrich, wie man hört, rühmte die Ratschlüsse des wahren Gottes, nachdem vom Gesicht des höchsten Kaisers reichlich Tränen geflossen waren, wie Wachs von der Gestalt des Feuers fließt.

 
21

(Mehrmals wurden über uns Dächer errichtet, um den Regen abzuhalten, aber diese wurden nach dem Willen Gottes [immer wieder] zerstört.)   Abschnitt 29,  (2)

Dann befahl er aus menschlicher Milde, über uns zum Schutz vor den Unbilden des Himmels Dächer zu bauen. Aber umsonst bemühten sich die Zimmerer, denn was immer Sie am Tage bauten, wurde in der Nacht völlig umgestürzt. Dies wurde einmal, zweimal, dreimal errichtet und wieder zerstört. Als aber ihre Eltern immer wieder ein Dach über ihnen zu bauen versuchten, konnten sie, was sie abends errichtet hatten, am Morgen nicht wieder finden.
22     Jeden Tag zur neunten Stunde erfüllte ein gewisser höchst süßer Duft wie von einem zarten Windhauch ihre Nasen und Brüste, von dem erquickt und wie von allen süßesten Speisen erfüllt sie keinen Hunger spürten.
23

Und dann wurden wir durch den Herrn und Heiligen Heribert, Bischof von Köln, nach dem Willen Christi befreit.

   
  Derselbe löste uns, als er an jenem Festtag der Weihnacht zu uns kam und

Nachdem wir uns so unter freiem Himmel das ganze Jahr im Kreise gedreht hatten, kam die glückliche und heilvolle Nacht der Geburt des Herrn wieder in die Welt.

In diesem aus Gottes Allmacht das ganze Jahr dauernden Werk und Wunder erreichten sie schließlich die gleiche heilige Nacht der Geburt des Herrn.

  ein Gebet über uns sprach, von den Fesseln, durch die wir gegenseitig Hand an Hand gebunden waren, und

Diese hatte uns gebunden, diese löste uns wiederum. Nachdem wir nämlich in jene Stunde der Zeit zurückgefallen waren, in der wir sowohl begonnen hatten zu spielen als auch vom Mund des Priesters gebunden worden waren, wurden wir durch einen plötzlichen Schlag von einem Augenblick zum anderen an den Händen vonein- ander getrennt, so dass keiner vom anderen mehr gehalten werden konnte.

In der gleichen Stunde und in jenem Moment, in dem sie gebunden worden waren, löste sie die göttliche Barmherzigkeit,

  rekonziliierte uns vor dem Altar des Heiligen Magnus, des kostbaren Märtyrers der Kirche.    
24  

Von dem gleichen Drang bewegt gingen wir in die Kirche

und bald kamen sie in die Kirche, um für ihre Untaten um Gnade zu bitten.

 

Da erfasste uns zunächst tiefster Schlaf und dort vor dem Altar schliefen wir ein, und drei Tage und drei Nächte, Gott sei unser Zeuge

und fielen sogleich zu Boden, und nach langem Wachen schliefen wir für drei Tage gänzlich unbewegt ein.

Dort lagen sie für zwei Nächte und einen Tag, sprachen kein Wort und bewegten sich nicht.

 

(…als sie da vor selbigem Altar auf der Erde ausgestreckt lagen, ..)                 Abschnitt 25, 2. Halbsatz, (s.u.)

 

(Am dritten Tag kamen sie auch wieder zu sich, …)                                                  Abschnitt 27, (1), 1. Halbsatz

25 Einer aber von uns, mit Namen Johannes, und auch die Tochter des oben genannten Priesters und zwei andere Frauen hauchten sofort, als sie da vor selbigem Altar auf der Erde ausgestreckt lagen, ihren Geist aus.

(1) Erst am dritten Tag, als wir uns erhoben hatten wie von den Toten auferstanden und aufgerichtet wurden, hattest Du, Begleiterin unserer langen Unruhe, Du Grund und Vorbild einer solchen Strafe, welche die Rechte eingebüßt hatte, verfallen den Genossen der Sünde, schon Deine Mühen beendet und bist, dem Schlaf des ewigen Friedens hingegeben, wie wir glauben, zur Ruhe gekommen. Mädchen Ava [Aua], mit uns von der väterlichen Rute geschlagen, Du lagst tot da, als wir alle uns erhoben und unter Staunen und Zittern sahen, was wir getan hatten. Du Selige, von der er ein Glied abstarb, solltest nicht gänzlich zugrunde gehen. [Du,] die durch die göttlichen Geißeln vor der Ver- derbnis bewahrt worden war, wurdest im Sterben auch vom [ewigen] Tod befreit.

(2) Auch der Priester Rodbertus selbst folgte bald der Tochter im Tode nach.

Dort starben die Tochter des Priesters und ein weiterer von ihnen.
26  

Den nicht begrabbaren Arm des Mädchens jedoch ließ der Kaiser Heinrich in Gold und Silber gefasst als Zeichen großer Taten Gottes in der Kirche aufhängen.

Wir jedoch, nachdem wir voneinander gelöst worden waren, vollführten nun allein ebenjene Sprünge und Kreise, die wir miteinander gemacht hatten, und so schienen wir jeder für sich von einem Zucken der Glieder erschüttert zu werden.

 
27

Als wir nach unserer Verzückung wieder zu uns selbst gekommen waren, bekamen wir zu essen.

 

(1) Am dritten Tag kamen sie auch wieder zu sich,

wurden aus der Kirche geworfen und, nachdem ihre Eltern sie nicht ohne gewisse Gewalt ergriffen hatten, gebadet und gekleidet.  

Als diese [die Eltern] ihre Kleider berührten, die unversehrt geblie- ben waren und auch weiterhin nicht gealtert wären, wenn es möglich gewesen wäre sie zu be- nutzen, fielen sie wie Spinnennetze zusammen und verschwanden wie Rauch.

 

(Unsere Kleider und unsere Schuhe nutzten sich nicht ab, unsere Nägel und Haare wuchsen nicht in dem üblichen Maße, …)
          Abschnitt 29, (3), 1. Halbsatz

Immer wieder umringt uns das Volk und beobachtet uns, als ob wir gerade zum ersten Mal erfasst würden. Sie erkennen unsere Kleider, unser Haar, unsere Nägel und andere Sehenswürdigkeiten; und sie finden ebenso alles, was zuvor wild war, sauber, glänzend und unbescholten.

 
28  

So wurden wir also gleichsam wechselweise umgekehrt von einer anderen Strafe befreit [und] getrennt, so dass wir, die wir zuvor uns nicht hatten trennen könne, nun nicht länger zusammenkommen können.

 
   

So wandern wir zerstreut durch alle Länder, wie solchen, denen zuvor nicht erlaubt war, irgendwo hinzugehen, nun nicht erlaubt ist, irgendwo zu bleiben.

Von diesem Zeitpunkt an wurden sie über den ganzen Erdkreis zerstreut,

  Und so hat uns bis heute ein Zittern der Glieder als Zeichen der Erinnerung oder besser der Bestätigung nicht verlassen. Wohin auch immer wir fliehen, begleitet uns dieses Kreisen der Glieder, und schon schätzt man, dass wir viele Jahre auf dieser Reise unterwegs sind. damit Gott an Ihrem Beispiel allen zeige, welche Strafe jenen drohe, die sein Werk nicht ehren und seinen Priestern nicht gehorsam sind.“
29

(1) So haben wir in jenem ganzen Jahr nicht gegessen und nicht getrunken und nicht geschlafen und kein Regen hat uns gestört. Nichts haben wir gefühlt, nichts hat uns gefehlt, als wir ohne Sinne sangen.

(2) Mehrmals wurden über uns Dächer errichtet, um den Regen abzuhalten, aber diese wurden nach dem Willen Gottes [immer wieder] zerstört.

(3) Unsere Kleider und unsere Schuhe nutzten sich nicht ab, unsere Nägel und Haare wuchsen nicht in dem üblichen Maße, sondern, wie wir begonnen hatten, blieben wir für ein ganzes Jahr bewusstlos.

   
30  

Der gnädige Gott erbarme sich un- ser und sei nach all den frommen Bitten unserer Sünde gnädig.“

[Propicius Deus illi propicietur, quicumque piis precibus nostram vicem miseretur. 
dt. Möge Gott ihm gnädig sein, der uns durch fromme Gebete erbarmt.]

 
31

Einige von uns sind schon ver- storben und wirken Wunder [miraculis choruscant],

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

einige singen als Befreite

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

das Lob Gottes.

Dies gleichermaßen mit dem Munde bekennend, mit seinen eigenen Bewegungen, seinem un-glücklichen Springen und Klat- schen [oder: Tanzen] bestätigend und das bezeugende Schreiben vorzeigend, rief jener Theodericus die gnadenvolle Edgith an.

Gerade hatte der berühmte Tag der Empfängnis des Herrn die Welt zu erleuchten begonnen, und als alle herausgegangen waren, blieb allein der ehrwürdige Gast bei der heiligen Jungfrau zurück, der dort ausgestreckt vor ihr [vor dem Altar] eingeschlafen war und – oh, die Allmacht Gottes und seine Gnade sei bei Gott gepriesen! – als er erwachte, erhob sich der Mann gänzlich gesund! Der zuvor Ruhelose sieht sich unbeweglich stehen können, sieht sich wieder ganz in den Besitz seiner Kraft gestellt. Und sich [den anderen] zeigend wundert er sich über diese erneute Verwandlung, wundert sich, dass der unaufhebbare priesterliche Spruch der Bindung aufgehoben ist.

Die Menschen laufen sofort zusammen bei diesem großen Spektakel, und umso mehr sind sie erstaunt, dass er von der Unruhe lassen kann, als sie zuvor schon erstaunt waren, dass er sich nicht ruhig halten konnte.

Und als einige überraschend hinzukommen, kann er vor Freude ausrufen:   „Seht! [“,sagt er,] “diese selige Herrin, die ich kaum anzurufen wusste, die ich kaum richtig zu benennen wusste, was mich so höchst verzweifelt machte, wie sie mir mich wiedergegeben hat und meine Schande, allen Augen offensichtlich, von allen [Augen] abgewischt hat. So viele Heilige suchte ich auf, aber weil der allmächtige Gott meiner Genesung bei dieser heiligen Jungfrau zu- stimmte, leuchtet [sie].“ Wie also war es damals, diesen Menschen zu sehen, erst das eine, dann das andere machend, zunächst unstet, dann beständig, eben noch unan- ständig tanzend, bald anständig still stehend.  

Machtvoll ist so durch die Jungfrau gelöst worden am Tag der jungfräulichen Freude, am Tag der Empfängnis des Herrn, was ge- bunden worden war am Tag der Geburt des Herrn.

Dies ist im Beisein der denk- würdigen Äbtissin Brihgtiva erklärt und ein volkssprachliches Schrei- ben ist aufgesetzt worden.

 
32

(1) Gegeben ist dies im Jahre nach der Geburt des Herrn 1021 in der vierten Indiktion unter der Regie- rung Heinrichs II.
 

(2) Dieser Brief wurde uns aus- gestellt von Herrn Pilgrim, Bischof von Köln, dem ehrwürdigen Nach- folger des Herrn Heribert.“

 


(… Kaiser Heinrich, …)
          Abschnitt 20, (3), 1. Halbsatz

 
    [Aber nachdem wir dieses wegen seiner Bedeutung und Neuigkeit freizügiger ausgegossen haben, werden wir anderes, was noch kommt, zügeln“.]    

Der Verein

Satzung des Heimatvereines Ilberstedt

vom 04. Oktober 2004 geändert am 23.02.2006.

§1 Name, Sitz, Gerichtsstand Eintragung und Geschäftsjahr 1) Der Verein führt den Namen „Heimatverein Ilberstedt 2) Er hat seinen Sitz in Ilberstedt, Landkreis Bernburg. 3) Der Gerichtsstand ist Bernburg. 4) Der Verein ist am 26.02.2003 in Ilberstedt gegründet worden. 5) Das Geschäfisjahr ist jeweils das Kalenderjahr. 6) Der Verein soll in das Vereinsregister eingetragen werden.

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